Re: Tholarr Felsaxt
von Thalesus » Mi 20. Aug 2008, 00:30
Die Flucht aus Klingenhügel
„Tholarr, aufwachen!“
Der junge Orc erwachte und blickte zu dem Orc neben seinem Bett, dem die Stimme gehörte.
„Vater…was…“
„Menschen von den Kul Tiras! Sie fallen über unser Dorf her!“, unterbrach Gholrosh Felsaxt seinen Sohn hastig. Verwirrt richtete sich dieser auf seinem Lager auf. „Aber….“, setzte er an, wurde von seinem Vater jedoch zum Schweigen gebracht.
„Nicht jetzt! Steh auf und komm mit!“
Tholarr tat wie ihm befohlen, griff nach seiner Axt, zog sich eine alte Lederweste an und folgte seinem Vater. Als die beiden ins Freie traten, bot sich ihnen ein Bild des Schreckens. Soldaten der Kul Tiras waren durch das Haupttor eingedrungen und kämpften sich erbittert vor. Die Verteidiger Klingenhügels versuchten alles, den Ansturm zurückzudrängen, doch waren sie den Menschen zahlenmäßig unterlegen, sodass ihr Kampf ein erfolgloser sein würde.
Gholrosh und Tholarr rannten zum Hauptturm, immer wieder nach Schutz vor den herabregnenden Pfeilen suchend. Auf dem Turm selber stand Kommandant Gar’Thok, und erteilte Befehle. „Schleich Dich nach Sen’jin, Rhorthak und hole Verstärkung!“
Der angesprochene Orc, nicht viel älter als Tholarr, nickte und machte sich auf den Weg.
„Gar’Thok, wir werden nicht mehr lange standhalten.“, brummte Gholrosh.
Gholrosh Felsaxt war ein älterer Schamane, dessen weißer Bart zu einem Zopf gebunden war, genau wie seine Haare. Normalerweise strahlte er eine beruhigende Gelassenheit aus, in dieser Nacht jedoch war selbst seine Ruhe verflogen.
Gar’Thok blickte ihn an und brummte: „Ich habe Verstärkung holen lassen. Aber selbst Sen’Jins Trolle werden nicht schnell genug hier sein, fürchte ich. Daher ist es mein Plan, die Weibchen und Welpen des Dorfes zu evakuieren, am besten nach Orgrimmar. Dann sieht Thrall wohl endlich ein, dass es ein Fehler war, nichts gegen die Menschen an unserer Küste zu unternehmen.“
Gholrosh nickte.
Der Kommandant fuhr fort: „Ich will, dass dein Sohn die Flüchtenden führt. Er soll sie sicher in unsere Hauptstadt bringen, denkst Du, er schafft es?“.
Der Schamane nickte lächelnd und sprach: „Dabuh. Sei ohne Sorge.“
„Aber…ich will nicht fliehen, ich will hier kämpfen und das Dorf….“, setzte Tholarr an, doch er wurde von seinem Vater unterbrochen: „Keine Widerrede, Tholarr! Tu was Dir aufgetragen wurde.“
Der junge Orc nickte, er wusste, dass hier jede Diskussion sinnlos war. Er salutierte und war im Begriff, den Turm zu verlassen, als plötzlich jemand „Feuer!“ schrie. Gar’Thok, Golrosh und Tholarr blickten in Richtung Kaserne, aus deren Richtung die „Feuer“-Rufe zu hören waren. Der alte Schamane keuchte. Brennende Pfeile hatten die Kaserne getroffen, sowie zwei Gebäude daneben. Und eines davon war das Felsaxt-Haus.
„Nein! Nicht…!“, brüllte der alte Orc, während er zusehen musste, wie das Haus brannte. „Wir müssen mein Weibchen und meine anderen Welpen retten!“ Bevor es jemand verhindern konnte, sprang der alte vom Turm und stürmte zu seinem Haus, ohne auf den Pfeilhagel zu achten. Er war gerade an der Kaserne vorbei, als Golrosh auf die Knie sank, ungläubig an sich herunter starrend. Ein Pfeil hatte ihn durchbohrt. Tholarr riss seine Axt hoch und wollte seinem Vater zur Hilfe eilen, als er Gar’Thoks Pranke auf seiner Schulter spürte. „Es ist zu spät, Junge.“, brummte der Kommandant.
„Geh’ und rette die restlichen Weibchen und Welpen. Die Zeit deiner Rache wird kommen, aber nicht heute!“
Tholarr starrte den Kommandanten zornig an.
„Ich werde….“
„… den Flüchtlingstrupp nach Orgrimmar führen! Das ist ein Befehl und es war der Wunsch deines Vaters!“
Der Kommandant salutierte. „Mach Ihn stolz, Tholarr.“
Der junge Orc nickte knurrend und verließ den Turm. Er rannte zu dem Gasthaus des Ortes, wo inzwischen die zu evakuierenden Orcs versammelt waren. Außer Weibchen und jungen Welpen standen dort drei Orcs in Tholarrs Alter. Auch sie waren Krieger, trugen eine Axt, die typische Waffe eines Orc-Kriegers. „Tholarr, wir sollten hier schnell verschwinden.“, sprach einer der drei.
„Dabuh.“ Tholarr brüllte: „Alle mir nach! Wir ziehen nordwärts nach Orgrimmar! Bleibt dicht zusammen!“
Die Axt mit beiden Händen umklammernd, jederzeit bereit, auftauchende Feinde abzuwehren, marschierte Tholarr aus dem Dorf, hinter sich den Zug der Flüchtlinge. Die anderen Krieger, kaum einer älter als 25 Winter, waren ebenso wachsam wie Tholarr, der den Zug immer weiter nordwärts führte.
Er dachte an die schöne Zeit in Klingenhügel, seit er dort mit seinen Eltern angekommen war; kurz nachdem Thrall die Orcs befreit und nach Durotar geführt hatte.
Einen letzten Blick auf das Dorf werfend schwor er, Vergeltung zu üben.
Irgendwann…
